Die Stadtausstellung WIE WIR (NICHT) LEBEN übersetzt die Anliegen der Arbeiterkammer Wien zu einer gerechten Wohn- und Stadtpolitik in künstlerische Konzepte. Studierende der Klasse für Angewandte Fotografie bearbeiten Themen wie Wohnbedingungen, Gleichberechtigung, Leerstand, Immobilienspekulation, Nachbarschaft und Solidarität auf.

Die Ausstellung ist von 26. Juni bis 1. September 2024 zu sehen. Sie ist Teil des Sommerprogramms “Summer in The City” der Arbeiterkammer Wien, das im Juli ein gratis Programm an Grätzelfesten, Open-Air Kinos, Kinderspielen, Zirkusworkshops und Walking Concerts bietet. Details finden sich hier.

Projekte

Angewandte Billboards, Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien

DANIEL WENDT:

MY HOUSE MY CASTLE

In meiner Arbeit setze ich mich anhand der Architektur des Roten Wien (1918–1934) mit dem Wiener Gemeindebau auseinander. Dieser fasziniert durch die wiederkehrende Formgebung und sozial angelegte Struktur. Stilistisch wird das Rote Wien durch die Farbgebung aufgegriffen, wodurch auch eine visuelle Verbindung zwischen den Gebäuden entsteht. Die Aufnahmen entstehen bei Nacht, wenn die Innenräume erleuchtet sind. Das ausgestrahlte Licht schafft ein Wechselspiel zwischen Innen- und Außenraum und verdeutlicht die Schwelle zwischen öffentlichem und privatem Leben. Der Gemeindebau symbolisiert Schutz und dient als Ort des Zusammenkommens, der Kindergärten, Waschsalons, Freizeit- und Veranstaltungseinrichtungen vereint. In meiner Auseinandersetzung mit dem Gemeindebau, insbesondere den Zwischenkriegsbauten, betrachte ich ihn als Art Mikrokosmos, in dem sich das Leben wie in einer Burg oder Festung abspielt. Die Bauten sind durch ihre Größe und massive Bauweise mit Innenhöfen, Torbögen, Brunnen, Balkonen und Verzierungen gekennzeichnet und greifen den burgartigen Charakter eines geschlossenen, sicheren und sozialen Lebensraums auf. Die Gemeindebauten zeigen ihren Einfluss besonders in Zeiten von Teuerungen und Wohnraumverknappung, indem sie einem Viertel der Wiener Bevölkerung leistbaren und langfristigen Wohnraum bieten. Etwa 220.000 Wohnungen verteilen sich auf über 1800 Gemeindebauten, die in allen Gemeindebezirken integriert sind und somit zur sichtbaren Diversität beitragen.

FAKTory + VOLXKINO am 12.07.2024 / 21:00 Uhr / VOLKERTPLATZ, 1020

AMINA BEN HASSEN:

A TALK WITH STRANGERS - DIE LEBENSGESCHICHTE WIENER TAXIFAHRER*INNEN

,,Du wirst zum Beichtvater, die Leute sagen dir Sachen, die sie niemand anderem erzählen würden.” ,,Als ich ein Kind war, hat mich mein Papa als erste Taxifahrt des Tages immer zur Schule gebracht.’’ Niemand kennt die Straßen Wiens so gut wie Taxifahrer*innen, aber was wissen wir über ihr Leben? Im intimen Raum des Taxis versammeln sich die Geschichten verschiedener Lebensrealitäten.

O*BOOKS, BRUNO-MAREK-ALLEE 24/1, 1020

BEATRICE SIGNORELLO:

REGINA

Seit November 2023 begleite ich das Leben von Regina, einer der letzten Hausmeisterinnen in einem Wiener Gemeindebau. Obwohl sie letztes Jahr in den Ruhestand getreten ist, wohnt Regina weiterhin in derselben Wohnung und ist für die Mieter*innen im Gemeindebau nach wie vor eine Bezugsperson. Sie ist eine der letzten ihrer Art, da die schwarz-blaue Regierung im Juli 2000 beschlossen hat, diese zentrale Figur des Gemeindebaus abzuschaffen. Reinigungsfirmen, war man der Meinung, könnten die Dienste billiger machen. Fasziniert von dem bunten fiktiven Beispiel der Frau Koziber aus der legendären Fernsehserie "Kaisermühlen Blues" war es spannend, das Leben im Gemeindebau sowohl durch meine Linse als auch die Augen von Regina zu betrachten. Durch die Zeit, die ich bei Regina und Gerri im Wohnzimmer und beim Rauchen zahlreicher Zigaretten im Hof verbrachte, entdeckte ich nach und nach die Motive der Fotos: den Tierfriedhof, das Vogeltagebuch oder die von Gerri gemalte Badewannendekoration. Im Laufe von Reginas Erzählungen ließ sich bald keine Grenze mehr zwischen Regina, der Hausmeisterin, und Regina in ihrer Privatsphäre ausmachen, so “caring”, aktiv, sozial, aufmerksam, hilfsbereit, präsent und offen ist sie in beiden Kontexten. Das ist ein wichtiger Punkt, denn am Ende habe ich sie als Person, und nicht als Hausmeisterin porträtiert. Letztlich habe ich eine Art neue Familie gefunden und die besten Gemeindebau Geschichten gehört: Geschichten von Fürsorge, Menschlichkeit und Gemeinschaft.

Skatepark Freifläche St.Marx, Maria-Jacobi-Gasse, 1030

ROOZBEH GHOLAMI + DALMONIA ROGNEAN:

I THINK I'VE SEEN THIS PLACE BEFORE

In our project we explore a currently empty space (of the planned Wien-Holding Arena in 1030 next to Marx Halle) as a stage, playing with emptiness as a carrier of the fantastic. We imagine the area as a blank slate where individual worlds can be created or re-created. We see it as a site of illusion, but also as an actual place of suspended time: A real-life architectural drawing where constructions constantly appear and disappear, the imagined being put into dialectical relationship with the reality of the city. Images of the place, parts from our personal photographic archive and photographs taken in various sites of the city are situated to perform together. They take shape in the area of St. Marx, a process directed by their subject and the environment where they become. Through constantly reviewing the same spots, we build a space for our own trials. Our process is repetitive yet transforming: Cyclical elements and forms overlap with one another to perform in different ways. This method resembles the way fragments (and memories) are appropriated, transformed and layered to compose a city. However, we also reflect on the formulaic approach of building today: Its homogeneity and exclusion of divergence doesn’t allow memory to be concretised in space anymore. We make use of the space’s limits in order to see how controlled frames constitute a potential for transformation and change. In this way we perceive it as ephemeral and constantly becoming: a space that can be grasped and remembered.

Litfaßsäule Reumannplatz geg. 7, 1100

EYEOFBRC:

A TABLE, FOUR CHAIRS – Komşu

"A table, four chairs – Komşu" Derived from the Turkish word for "neighbour," the term "Komşu" embodies a sense of camaraderie and community, similar to "Hawara" in Viennese dialect. Growing up in Vienna with Turkish roots, I often heard and embraced this term, symbolizing a shared bond among friends, migrants and neighbours. "A table, four chairs – Komşu" explores interactions observed and daydreamed during moments of zoning out from my living room window. Centering on a public space in my neighbourhood, notably a table with four chairs, where various activities unfold. The focus is on showcasing the diversity of encounters, from older individuals gathering to younger generations using the space for conversations during lunch breaks or even as a makeshift workplace, and illustrating how public furniture is able to bring together various scenarios and people, shaping the environment and interactions in its surrounding.

Wielandgasse 16, 1100

HANNANEH HEYDARI:

DREAM HOUSE

Hyperreality is the inability of consciousness to distinguish reality from a simulation of reality, especially in technologically advanced societies. American author Micah Dunham expands on the notion of hyperreality by suggesting that the act of hyperreality is to desire reality and in an attempt to fulfill this desire, to fabricate a false reality to be consumed as real. Following French philosopher Jean Baudrillard and Dunham's theory, the questions I am asking in this series are: If the ability to create a false reality exists, HOW do “they” use it and how are we deceived by it? WHO created our definition of a suitable place to live and to what extent is it true? Is the house we “dream” of our real choice?

Bücherei Ottakring, Schuhmeierplatz 17, 1160

MANU-SOPHIE LINDER:

ON HOLD (AND HOLDING ON)

„Je länger man etwas zu Konservieren versucht, umso wahrscheinlicher beginnt es zu faulen.“ – Enis Maci Ein Haus durchdrungen von Schimmel. Unsichtbar in der Luft und algenähnlich an den Wänden – bis ins Haus nebenan. Eine tote Taube, Wassertropfen, die von der Decke fallen. Es ist gängige Praxis, Häuser aktiv verfallen zu lassen, sie auszuhöhlen und teure, neue Wohnblöcke hochzuziehen. Die Fotoserie "On Hold (and holding on)" zeichnet ein Portrait des Verharrens, in dem die Hoffnung still begraben liegt. Des Verharrens der letzten Bewohner:innen, die mit allen Mitteln Widerstand geleistet haben, bis der Schimmel sie zum Umzugskarton zwang. Und des Verharrens und der stillen Brutalität des absichtlichen Verfalls.

Kollektiv Kaorle, Ottakringer Straße 201, 1160

XENIA WAHL:

GARTENFREUNDE

Ich beschäftige mich in meinem Semesterprojekt mit einer Grauzone des Wohnens in Wien, den Schrebergärten. Die ursprüngliche Idee des Schrebergartens war die Selbstversorgung und zeitgleich sollte der Schrebergarten ein kostengünstiger Ort zum Abschalten für die ganze Familie sein. Ein Fleck im Grünen inmitten der Stadt ist heute begehrter denn je, aber auch schwer zu bekommen. Der ursprüngliche Gemeinschaftsgedanke wird jedoch oft von strengen Vorschriften über die Höhe von Hecken und Grashalmen überschattet, und die Idee einer aufgeteilten Grünfläche in der Stadt wirkt auf mich relativ exklusiv, die Stimmung eher separiert und kühl. Mir stellt sich die Frage: will man hier überhaupt gerne sein und Zeit verbringen? Will ich hier sein? Oder trügt der idyllische Schein? Unangenehmes Piepen von Ultraschall Tiervertreibern ist – für mich – über Gartenfluchten hinweg hörbar; in mehreren Städten werden mit dieser Taktik gezielt Jugendliche von öffentlichen Plätzen ferngehalten, was so gut funktioniert, da die Frequenz ab einem bestimmten Alter nicht mehr wahrnehmbar ist.

Atelier3 Kulturankerzentrum, Floridsdorfer Markt 9-14 12G, 1210

AMINE SABEUR:

RIDERS ON THE STORM

"Riders on the storm" is a reappraisal of class differences in terms of property. It points out the displacement of foreigners from public space as well as splendor that does not exist for anyone. Irony is defined as a paradoxical constellation, in this case the relationship of ownership – on the one hand a tracksuit, on the other extravagant furnishings. The origin of the meaning of tracksuits as revolt is situated in the Olympic Games in the summer of 1986, when two African-American athletes - Tommie Smith and John Carlos - performed the Black Power salute on the podium. Joanne Turney comments: "This firmly situated the tracksuit as the clothing of the competitor, both athletic and social, and thus was imbued with rebellion. The competitor may be hidden beneath the nylon, but he is still there, waiting to fight, to compete and perhaps to gain an element of recognition through actually ‘being seen’.” A challenge to conformism, which refers to the past through nostalgia and ignores current material inequalities. The title counteracts the permanence of the representative Art Deco interior with the nomadization of property, in which these expensive rooms never find an occupant. The actors appropriate the space and place themselves in a mediating position, a mediation in which the visibility of the subject becomes unavoidable.

Social Design Raum, Schleifgasse 11, 1210

GWEN META:

STILL STAND LEER STEHT STILL

Dieses Projekt beschäftigt sich mit Leerstand und Zwischennutzung am Beispiel meiner persönlichen Wohnerfahrungen. Ich wollte Haustüren fotografieren, Haustüren der Häuser, in denen ich gelebt habe. Die erste Haustür war offen und ich ging weiter zur Tür der Wohnung und schaute durch den Spion. Vor meinem Auge standen die Möbel meines Kinderzimmers. Es hat sich herausgestellt, dass die Wohnung leer steht, seitdem meine Familie gezwungen wurde, auszuziehen. Bei der nächsten Wohnung verlief die Geschichte ähnlich. Die Aufnahmen, die während meiner Besuche an diesen Orten entstanden sind, fügen sich zu dem Projekt STILL STAND LEER STEHT STILL zusammen. Es gibt viele leerstehende Immobilien. In meinem Umfeld ist es üblich, Orte zu finden, die nicht in erster Linie als Wohnort gedacht sind und sie zu einem Zuhause umzufunktionieren. Mir ist bewusst geworden, dass diese Art, einen Ort zu bewohnen, dazu führt, sich nicht nur für die gegenwärtige Geschichte eines Ortes zu interessieren. Man lebt einerseits in einem Raum, an dessen Strukturen man sich anpassen muss und kann sich andererseits sicher sein, dass er ganz anders aussehen wird, wenn man auszieht. Die Frage ist nur, wie viel Zeit vergeht, bis dieser Prozess beginnt. I took a picture of a lamp. I saw a picture of a lamp. Why does it hurt? Because it was a home. And it could have been one thirteen years longer.

Lerncafé, Volkertplatz 12, 1020

JASMIN BIBER:

TRÄUME UND BETON— WOHNEN, KLASSE UND SOZIALE SEGREGATION

Stadtplanung beeinflusst die Verteilung von Ressourcen, einschließlich Wohnungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten und spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des physischen und sozialen Gefüges von Städten. Dabei ist der kommunale Wohnungsbau häufig ein gutes Spiegelbild der Sozialpolitik. Gemeindebauten in Wien sollen einen lebenswerten und erschwinglichen Wohnraum für alle schaffen und sozialer Segregation entgegenwirken. Doch wie steht es um die Lebensrealitäten, Chancen und Träume von Bewohner*innen in den Gemeindebauten der äußeren Bezirke? Wohnraum, ein Ort, an den wir uns selbst stellen und an den wir gestellt werden, manchmal durch andere und manchmal durch Umstände. Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der projizierten Vorstellungen und der Realität vor Ort. Uns wird gesagt, was wir tun und erreichen können, und was nicht. Die Fremdwahrnehmung beeinflusst unsere individuelle Selbstwahrnehmung und Gemeinschaftsidentität, welche wiederum eng mit dem städtischen Raum und der Schaffung inklusiver Gemeinschaften verbunden sind. Welche Entscheidungsfreiheiten und individuellen Möglichkeiten bietet uns unser Umfeld? „Am Ende haben wir unterschiedliche Möglichkeiten, aber dieselben Träume.“ Jasmin Biber Am Beispiel des Gemeindebaus Franz-Koch-Hof fand neben der fotografischen Auseinandersetzung von Jasmin Biber ebenfalls eine analytische Ortsannäherung durch die Genderwissenschaftlerin Marie Rotter statt.

Fußgängerzone Lessinggasse, 1020

OSKAR OTT:

LEERSTAND

Laut Schätzungen stehen in Wien mehrere Zehntausend Wohnungen leer. Die Hauptgründe dafür sind sowohl Spekulationen am Immobilienmarkt und/oder das mutwillige Verfallenlassen von Altbauten. Diese dürfen nach dem Verfall legal abgerissen und durch billigere, gewinnbringendere Neubauten ersetzt werden. Statistiken zeigen, dass sich die meisten leerstehenden Wohnungen und Gebäude in reicheren Stadtteilen befinden, und vor allem im hochpreisigen, freifinanzierten Neubau hohe Leerstandsquoten bestehen. Leerstehende Wohnungen stehen den Wohnungssuchenden nicht zur Verfügung und Immobilienspekulation treibt die Kauf- und Mietpreise weiter in die Höhe. Um Aufmerksamkeit auf dieses große Problem zu lenken, habe ich mich für die Arbeit mit Wärmebildkameras entschieden, um Leerstand sichtbar zu machen. Im Winter strahlt ein bewohntes Gebäude Wärme ab, die als helle, warme Farben dargestellt wird. Ein unbewohntes Gebäude hingegen wird als großer dunkler Fleck gezeigt – nicht nur ein Beweis für den Leerstand, sondern auch ein Symbol für den dunklen Fleck, den der Mangel an Wohnungen auf dem Markt hinterlässt.

Vitrinen, Volkertplatz 3, 1020

VANESSA KÜGERL:

OBSERVATION WINDOW

In my series I focus on situations that take place in my courtyard. There’s not much to see there, other than windows and concrete. Sometimes I get a little glimpse of what my neighbours’ apartments or my neighbours themselves would look like. Mostly I have the feeling that I am surrounded by no one but myself. I rarely see any kind of human interaction and I rarely see people helping each other out. I see people carrying heavy things without the help of another person, I see people living their daily lives quietly on their own. The series is a mixture of things I’ve seen and things I‘ve staged. But whether I staged it or not, it always stays in the setting of one person dealing with day-to-day situations.

FAKTory + VOLXKINO am 05.09.24 / 19:30 Uhr / Schweizergarten, 1030

YULIIA SUDARCHYKOVA:

WE ARE ALL FOREIGNERS

The film depicts one day from the life of a woman who fled her home because of the russian full-scale invasion of Ukraine. Now her life consists of weekly German language courses, a low-paid job as cleaning staff in an office, and evening time alone with her thoughts. The main character is one of many who found themselves alienated and lost within the broken social connections with their past and present and uncertain thoughts about the future. Directing, idea, camera: Yuliia Sudarchykova; starring: Vira Hanzha, Iryna Sochavska, Ivan Dubovoi, Mykhailo Rylov, Sofiia Yasnistka; teacher’s voice: Beatrice Signorello; color grading: Vadym Khudoliy, sound editing: Dmytro Huk.

Stand 129, Viktor-Adler Markt, 1100

SOPHIA KYROU:

PUBLIC CURTAIN: SHAPING SPACES

Im Rahmen des Ausstellungsthemas "Wie wir (nicht) leben“ habe ich mich auf den öffentlichen Raum konzentriert. Da öffentlicher Raum aufgrund des rapiden Wachstums in Großstädten knapp geworden ist und die Flächenkonkurrenz zunimmt, gewinnt er zunehmend an Bedeutung. Um die Ansprüche und Bedürfnisse der Menschen zu erforschen, habe ich mit Einzelpersonen gemeinsame Spaziergänge in ihrer Wohngegend unternommen. Mithilfe eines Tuches, das als Greenscreen verwendet wurde, gab ich den Impuls, sich Raum durch Wegnehmen und Hinzufügen anders anzueignen. Das Tuch diente als Anregung, um folgende Fragen zu beantworten: Was würdest du an diesem Ort tun, wenn er dir gehören würde? Wofür würdest du ihn nutzen? Wer oder was würde hier verweilen? Was fehlt dir an diesem Ort?

FAKTory + VOLXKINO: 25.07.2024 / 21:00 Uhr / Wallensteinplatz, 1120

BENJAMIN LAABMAYR:

NEIGHBOURHOOD STROLL

Das sich vermeintlich nie verändernde Dorf als eine Art Zeitkapsel verliert diesen Ruf relativ schnell, wenn man nur oft genug aufmerksam spazieren geht. Bei genauerem Hinsehen fragt man sich irgendwann: „Warum werden die neuen Häuser eigentlich immer flacher und grauer? Lol, warum wird da noch ein Parkplatz gebaut? Woher haben eigentlich alle ihr schweres Deko-Arsenal? Und überfahren die neuen leisen Teslas mehr Katzen als die alten normalen Autos? Aber vor allem: Wie konnte es zu diesem Stadtbild kommen und wie könnte das alles eigentlich anders aussehen?“ Das Video “neighbourhood stroll” beschäftigt sich mit diesen Fragen, indem Elemente aus dem öffentlichen Raum sorgfältig ausgelesen und gesammelt, danach im Thermomix auf Stufe 5 (Linkslauf) vermengt und anschließend in eine sehr lange Form gegossen wurden. Mmmm, das schmeckt!

FAKTory + VOLXKINO: 06.07.2024 / 21:00 Uhr / Yppenplatz 4, 1160

ANNA SKURATOVSKI :

DAS MEER _ DER LAUF

Wir träumen über den Lärm hinweg, ein Meeresrauschen hallt nach. Zwischen aufgebrochenem Beton und Eisenblöcken wird die Baustelle für einen Moment zu den Felsen am Strand von Marseille oder einem Sportplatz, um zu trainieren. "Das Meer" und "Der Lauf" sind Versuche und Einladungen, zu verweilen und sich den öffentlichen Raum zu eigen zu machen. Während auf der Praterstraße ein Fahrradweg gebaut wird, konstruieren wir diesen Noch-Nicht-Ort zu einem Aufenthaltsort, um uns zu fragen: Wie bewegt man sich im Zwischenraum?

U-Bahn Bogen Ottakring, gegenüber Weinheimergasse 2, 1160

FRANCIS GRILL:

TRANS *FORMATIONS: IN-BE-TWEEN

Die Arbeit beschäftigt sich mit Transformationsprozessen – von menschlichen Körpern und Architektur. Die Entwicklung selbst als angestrebtes Ziel. Zwischenzustände als sehenswertes Ergebnis. Was macht einen Ort zu einem Zuhause? Welche Bedeutung hat die Frage nach dem Zuhause für das Verhältnis zum eigenen Körper und den eigenen Räumlichkeiten? Bodybuilding, Hausbauen, Unbuilding? Abgebildet ist meine Familie in meinem Haus am Land während dessen Renovierung. Gemeinsam erschaffen sie Formen mit ihren Körpern. Welche Rolle spielen Beziehungen bei der Entstehung eines Zuhauses? Das Shooting wurde mit meinen Freunden aus Wien wiederholt. Unterschiedliche Körper schaffen unterschiedliche Prozesse.

Gebietsbetreuung Floridsdorf, Brünner Straße 34-38/8, R10, 1210

ADRIAN ASSEFA ADAM TALMON:

GEMEINSAM GEGEN VERDRÄNGUNG

Die Fotografien von Adrian Talmon zeigen Mieter*innen, die sich seit Jahren gegen eine mögliche Verdrängung wehren, in ihren Wohnungen. Der Fokus liegt dabei auf den Wohnsituationen und dem Leben in einem der Wiener Zinshäuser, die es noch zuhauf in der Stadt gibt. Viele Wiener Bezirke sind durch diese Gebäude aus der Gründerzeit geprägt, die zwischen etwa 1850 und 1918 erbaut wurden. Auch das Gebäude unweit der Wiedner Hauptstraße gehört dazu. Errichtet wurde es 1893. Über 120 Jahre später steht das Haus immer noch und ist bewohnt. Jedoch steht das Lokal im Erdgeschoss des Hauses leer, die Fassade ist schon lange nicht saniert worden. Problematisch ist vor allem der Zustand im Inneren. Blei im Wasser, eine abbröckelnde und beschmierte Fassade, kaputte Türen, regelmäßige Wasserrohrbrüche, Schimmel: Die Beschwerdeliste der Bewohner*innen ist lang. Laut den Langzeitmieter*innen gibt es dafür einen Grund, der im Wiener Spekulationsmarkt schon lange System hat: Der neue Besitzer und die zuständige Hausverwaltung kümmern sich schon seit Jahren nicht mehr um die Behebung der Mängel. Manche der Alt-Mieter*innen befürchten, dass sie durch dieses Nichtstun aus ihrem jahrelangen Zuhause verdrängt werden sollen. Anträge, das Haus in eine sogenannte Schutzzone aufzunehmen, laufen bislang ins Leere. Theoretisch sollten Gebäude in Schutzzonen besser gegen Abrisse geschützt sein. In der Praxis ist das aber oft nicht der Fall, denn das Wiener Baurecht ist so lückenhaft, dass sich Abrisse in Schutzzonen immer noch leicht durchsetzen lassen. Zwischen 2007 und 2019 wurden 392 gründerzeitlichen Zinshäuser abgerissen. Die aktuelle jährliche Tendenz ist steigend. Laut Angaben des Rechercheportals „Wienschauen“ wurden in Wien 2022 etwa 30 von 35 Abrissansuchen genehmigt. Einen positiven Nebeneffekt hat diese ganze Misere jedoch: Im gemeinsamen Kampf ist eine wunderbare Hausgemeinschaft entstanden.

Weisselgasse 15–17, 1210

NICO PISTEC:

REWILDING

noun / ˌriːˈwaɪl.dɪŋ / the process of protecting an environment and returning it to its natural state, for example by bringing back wild animals that used to live there Cambridge Dictionary, rewilding (4.4.2024)

Angewandte Billboards, Oskar-Kokoschka-Platz 2, 1010 Wien

DANIEL WENDT:

MY HOUSE MY CASTLE

In meiner Arbeit setze ich mich anhand der Architektur des Roten Wien (1918–1934) mit dem Wiener Gemeindebau auseinander. Dieser fasziniert durch die wiederkehrende Formgebung und sozial angelegte Struktur. Stilistisch wird das Rote Wien durch die Farbgebung aufgegriffen, wodurch auch eine visuelle Verbindung zwischen den Gebäuden entsteht. Die Aufnahmen entstehen bei Nacht, wenn die Innenräume erleuchtet sind. Das ausgestrahlte Licht schafft ein Wechselspiel zwischen Innen- und Außenraum und verdeutlicht die Schwelle zwischen öffentlichem und privatem Leben. Der Gemeindebau symbolisiert Schutz und dient als Ort des Zusammenkommens, der Kindergärten, Waschsalons, Freizeit- und Veranstaltungseinrichtungen vereint. In meiner Auseinandersetzung mit dem Gemeindebau, insbesondere den Zwischenkriegsbauten, betrachte ich ihn als Art Mikrokosmos, in dem sich das Leben wie in einer Burg oder Festung abspielt. Die Bauten sind durch ihre Größe und massive Bauweise mit Innenhöfen, Torbögen, Brunnen, Balkonen und Verzierungen gekennzeichnet und greifen den burgartigen Charakter eines geschlossenen, sicheren und sozialen Lebensraums auf. Die Gemeindebauten zeigen ihren Einfluss besonders in Zeiten von Teuerungen und Wohnraumverknappung, indem sie einem Viertel der Wiener Bevölkerung leistbaren und langfristigen Wohnraum bieten. Etwa 220.000 Wohnungen verteilen sich auf über 1800 Gemeindebauten, die in allen Gemeindebezirken integriert sind und somit zur sichtbaren Diversität beitragen.

Lerncafé, Volkertplatz 12, 1020

JASMIN BIBER:

TRÄUME UND BETON— WOHNEN, KLASSE UND SOZIALE SEGREGATION

Stadtplanung beeinflusst die Verteilung von Ressourcen, einschließlich Wohnungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten und spielt somit eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des physischen und sozialen Gefüges von Städten. Dabei ist der kommunale Wohnungsbau häufig ein gutes Spiegelbild der Sozialpolitik. Gemeindebauten in Wien sollen einen lebenswerten und erschwinglichen Wohnraum für alle schaffen und sozialer Segregation entgegenwirken. Doch wie steht es um die Lebensrealitäten, Chancen und Träume von Bewohner*innen in den Gemeindebauten der äußeren Bezirke? Wohnraum, ein Ort, an den wir uns selbst stellen und an den wir gestellt werden, manchmal durch andere und manchmal durch Umstände. Oft besteht eine Diskrepanz zwischen der projizierten Vorstellungen und der Realität vor Ort. Uns wird gesagt, was wir tun und erreichen können, und was nicht. Die Fremdwahrnehmung beeinflusst unsere individuelle Selbstwahrnehmung und Gemeinschaftsidentität, welche wiederum eng mit dem städtischen Raum und der Schaffung inklusiver Gemeinschaften verbunden sind. Welche Entscheidungsfreiheiten und individuellen Möglichkeiten bietet uns unser Umfeld? „Am Ende haben wir unterschiedliche Möglichkeiten, aber dieselben Träume.“ Jasmin Biber Am Beispiel des Gemeindebaus Franz-Koch-Hof fand neben der fotografischen Auseinandersetzung von Jasmin Biber ebenfalls eine analytische Ortsannäherung durch die Genderwissenschaftlerin Marie Rotter statt.

FAKTory + VOLXKINO am 12.07.2024 / 21:00 Uhr / VOLKERTPLATZ, 1020

AMINA BEN HASSEN:

A TALK WITH STRANGERS - DIE LEBENSGESCHICHTE WIENER TAXIFAHRER*INNEN

,,Du wirst zum Beichtvater, die Leute sagen dir Sachen, die sie niemand anderem erzählen würden.” ,,Als ich ein Kind war, hat mich mein Papa als erste Taxifahrt des Tages immer zur Schule gebracht.’’ Niemand kennt die Straßen Wiens so gut wie Taxifahrer*innen, aber was wissen wir über ihr Leben? Im intimen Raum des Taxis versammeln sich die Geschichten verschiedener Lebensrealitäten.

Fußgängerzone Lessinggasse, 1020

OSKAR OTT:

LEERSTAND

Laut Schätzungen stehen in Wien mehrere Zehntausend Wohnungen leer. Die Hauptgründe dafür sind sowohl Spekulationen am Immobilienmarkt und/oder das mutwillige Verfallenlassen von Altbauten. Diese dürfen nach dem Verfall legal abgerissen und durch billigere, gewinnbringendere Neubauten ersetzt werden. Statistiken zeigen, dass sich die meisten leerstehenden Wohnungen und Gebäude in reicheren Stadtteilen befinden, und vor allem im hochpreisigen, freifinanzierten Neubau hohe Leerstandsquoten bestehen. Leerstehende Wohnungen stehen den Wohnungssuchenden nicht zur Verfügung und Immobilienspekulation treibt die Kauf- und Mietpreise weiter in die Höhe. Um Aufmerksamkeit auf dieses große Problem zu lenken, habe ich mich für die Arbeit mit Wärmebildkameras entschieden, um Leerstand sichtbar zu machen. Im Winter strahlt ein bewohntes Gebäude Wärme ab, die als helle, warme Farben dargestellt wird. Ein unbewohntes Gebäude hingegen wird als großer dunkler Fleck gezeigt – nicht nur ein Beweis für den Leerstand, sondern auch ein Symbol für den dunklen Fleck, den der Mangel an Wohnungen auf dem Markt hinterlässt.

O*BOOKS, BRUNO-MAREK-ALLEE 24/1, 1020

BEATRICE SIGNORELLO:

REGINA

Seit November 2023 begleite ich das Leben von Regina, einer der letzten Hausmeisterinnen in einem Wiener Gemeindebau. Obwohl sie letztes Jahr in den Ruhestand getreten ist, wohnt Regina weiterhin in derselben Wohnung und ist für die Mieter*innen im Gemeindebau nach wie vor eine Bezugsperson. Sie ist eine der letzten ihrer Art, da die schwarz-blaue Regierung im Juli 2000 beschlossen hat, diese zentrale Figur des Gemeindebaus abzuschaffen. Reinigungsfirmen, war man der Meinung, könnten die Dienste billiger machen. Fasziniert von dem bunten fiktiven Beispiel der Frau Koziber aus der legendären Fernsehserie "Kaisermühlen Blues" war es spannend, das Leben im Gemeindebau sowohl durch meine Linse als auch die Augen von Regina zu betrachten. Durch die Zeit, die ich bei Regina und Gerri im Wohnzimmer und beim Rauchen zahlreicher Zigaretten im Hof verbrachte, entdeckte ich nach und nach die Motive der Fotos: den Tierfriedhof, das Vogeltagebuch oder die von Gerri gemalte Badewannendekoration. Im Laufe von Reginas Erzählungen ließ sich bald keine Grenze mehr zwischen Regina, der Hausmeisterin, und Regina in ihrer Privatsphäre ausmachen, so “caring”, aktiv, sozial, aufmerksam, hilfsbereit, präsent und offen ist sie in beiden Kontexten. Das ist ein wichtiger Punkt, denn am Ende habe ich sie als Person, und nicht als Hausmeisterin porträtiert. Letztlich habe ich eine Art neue Familie gefunden und die besten Gemeindebau Geschichten gehört: Geschichten von Fürsorge, Menschlichkeit und Gemeinschaft.

Vitrinen, Volkertplatz 3, 1020

VANESSA KÜGERL:

OBSERVATION WINDOW

In my series I focus on situations that take place in my courtyard. There’s not much to see there, other than windows and concrete. Sometimes I get a little glimpse of what my neighbours’ apartments or my neighbours themselves would look like. Mostly I have the feeling that I am surrounded by no one but myself. I rarely see any kind of human interaction and I rarely see people helping each other out. I see people carrying heavy things without the help of another person, I see people living their daily lives quietly on their own. The series is a mixture of things I’ve seen and things I‘ve staged. But whether I staged it or not, it always stays in the setting of one person dealing with day-to-day situations.

Skatepark Freifläche St.Marx, Maria-Jacobi-Gasse, 1030

ROOZBEH GHOLAMI + DALMONIA ROGNEAN:

I THINK I'VE SEEN THIS PLACE BEFORE

In our project we explore a currently empty space (of the planned Wien-Holding Arena in 1030 next to Marx Halle) as a stage, playing with emptiness as a carrier of the fantastic. We imagine the area as a blank slate where individual worlds can be created or re-created. We see it as a site of illusion, but also as an actual place of suspended time: A real-life architectural drawing where constructions constantly appear and disappear, the imagined being put into dialectical relationship with the reality of the city. Images of the place, parts from our personal photographic archive and photographs taken in various sites of the city are situated to perform together. They take shape in the area of St. Marx, a process directed by their subject and the environment where they become. Through constantly reviewing the same spots, we build a space for our own trials. Our process is repetitive yet transforming: Cyclical elements and forms overlap with one another to perform in different ways. This method resembles the way fragments (and memories) are appropriated, transformed and layered to compose a city. However, we also reflect on the formulaic approach of building today: Its homogeneity and exclusion of divergence doesn’t allow memory to be concretised in space anymore. We make use of the space’s limits in order to see how controlled frames constitute a potential for transformation and change. In this way we perceive it as ephemeral and constantly becoming: a space that can be grasped and remembered.

FAKTory + VOLXKINO am 05.09.24 / 19:30 Uhr / Schweizergarten, 1030

YULIIA SUDARCHYKOVA:

WE ARE ALL FOREIGNERS

The film depicts one day from the life of a woman who fled her home because of the russian full-scale invasion of Ukraine. Now her life consists of weekly German language courses, a low-paid job as cleaning staff in an office, and evening time alone with her thoughts. The main character is one of many who found themselves alienated and lost within the broken social connections with their past and present and uncertain thoughts about the future. Directing, idea, camera: Yuliia Sudarchykova; starring: Vira Hanzha, Iryna Sochavska, Ivan Dubovoi, Mykhailo Rylov, Sofiia Yasnistka; teacher’s voice: Beatrice Signorello; color grading: Vadym Khudoliy, sound editing: Dmytro Huk.

Litfaßsäule Reumannplatz geg. 7, 1100

EYEOFBRC:

A TABLE, FOUR CHAIRS – Komşu

"A table, four chairs – Komşu" Derived from the Turkish word for "neighbour," the term "Komşu" embodies a sense of camaraderie and community, similar to "Hawara" in Viennese dialect. Growing up in Vienna with Turkish roots, I often heard and embraced this term, symbolizing a shared bond among friends, migrants and neighbours. "A table, four chairs – Komşu" explores interactions observed and daydreamed during moments of zoning out from my living room window. Centering on a public space in my neighbourhood, notably a table with four chairs, where various activities unfold. The focus is on showcasing the diversity of encounters, from older individuals gathering to younger generations using the space for conversations during lunch breaks or even as a makeshift workplace, and illustrating how public furniture is able to bring together various scenarios and people, shaping the environment and interactions in its surrounding.

Stand 129, Viktor-Adler Markt, 1100

SOPHIA KYROU:

PUBLIC CURTAIN: SHAPING SPACES

Im Rahmen des Ausstellungsthemas "Wie wir (nicht) leben“ habe ich mich auf den öffentlichen Raum konzentriert. Da öffentlicher Raum aufgrund des rapiden Wachstums in Großstädten knapp geworden ist und die Flächenkonkurrenz zunimmt, gewinnt er zunehmend an Bedeutung. Um die Ansprüche und Bedürfnisse der Menschen zu erforschen, habe ich mit Einzelpersonen gemeinsame Spaziergänge in ihrer Wohngegend unternommen. Mithilfe eines Tuches, das als Greenscreen verwendet wurde, gab ich den Impuls, sich Raum durch Wegnehmen und Hinzufügen anders anzueignen. Das Tuch diente als Anregung, um folgende Fragen zu beantworten: Was würdest du an diesem Ort tun, wenn er dir gehören würde? Wofür würdest du ihn nutzen? Wer oder was würde hier verweilen? Was fehlt dir an diesem Ort?

Wielandgasse 16, 1100

HANNANEH HEYDARI:

DREAM HOUSE

Hyperreality is the inability of consciousness to distinguish reality from a simulation of reality, especially in technologically advanced societies. American author Micah Dunham expands on the notion of hyperreality by suggesting that the act of hyperreality is to desire reality and in an attempt to fulfill this desire, to fabricate a false reality to be consumed as real. Following French philosopher Jean Baudrillard and Dunham's theory, the questions I am asking in this series are: If the ability to create a false reality exists, HOW do “they” use it and how are we deceived by it? WHO created our definition of a suitable place to live and to what extent is it true? Is the house we “dream” of our real choice?

FAKTory + VOLXKINO: 25.07.2024 / 21:00 Uhr / Wallensteinplatz, 1120

BENJAMIN LAABMAYR:

NEIGHBOURHOOD STROLL

Das sich vermeintlich nie verändernde Dorf als eine Art Zeitkapsel verliert diesen Ruf relativ schnell, wenn man nur oft genug aufmerksam spazieren geht. Bei genauerem Hinsehen fragt man sich irgendwann: „Warum werden die neuen Häuser eigentlich immer flacher und grauer? Lol, warum wird da noch ein Parkplatz gebaut? Woher haben eigentlich alle ihr schweres Deko-Arsenal? Und überfahren die neuen leisen Teslas mehr Katzen als die alten normalen Autos? Aber vor allem: Wie konnte es zu diesem Stadtbild kommen und wie könnte das alles eigentlich anders aussehen?“ Das Video “neighbourhood stroll” beschäftigt sich mit diesen Fragen, indem Elemente aus dem öffentlichen Raum sorgfältig ausgelesen und gesammelt, danach im Thermomix auf Stufe 5 (Linkslauf) vermengt und anschließend in eine sehr lange Form gegossen wurden. Mmmm, das schmeckt!

Bücherei Ottakring, Schuhmeierplatz 17, 1160

MANU-SOPHIE LINDER:

ON HOLD (AND HOLDING ON)

„Je länger man etwas zu Konservieren versucht, umso wahrscheinlicher beginnt es zu faulen.“ – Enis Maci Ein Haus durchdrungen von Schimmel. Unsichtbar in der Luft und algenähnlich an den Wänden – bis ins Haus nebenan. Eine tote Taube, Wassertropfen, die von der Decke fallen. Es ist gängige Praxis, Häuser aktiv verfallen zu lassen, sie auszuhöhlen und teure, neue Wohnblöcke hochzuziehen. Die Fotoserie "On Hold (and holding on)" zeichnet ein Portrait des Verharrens, in dem die Hoffnung still begraben liegt. Des Verharrens der letzten Bewohner:innen, die mit allen Mitteln Widerstand geleistet haben, bis der Schimmel sie zum Umzugskarton zwang. Und des Verharrens und der stillen Brutalität des absichtlichen Verfalls.

FAKTory + VOLXKINO: 06.07.2024 / 21:00 Uhr / Yppenplatz 4, 1160

ANNA SKURATOVSKI :

DAS MEER _ DER LAUF

Wir träumen über den Lärm hinweg, ein Meeresrauschen hallt nach. Zwischen aufgebrochenem Beton und Eisenblöcken wird die Baustelle für einen Moment zu den Felsen am Strand von Marseille oder einem Sportplatz, um zu trainieren. "Das Meer" und "Der Lauf" sind Versuche und Einladungen, zu verweilen und sich den öffentlichen Raum zu eigen zu machen. Während auf der Praterstraße ein Fahrradweg gebaut wird, konstruieren wir diesen Noch-Nicht-Ort zu einem Aufenthaltsort, um uns zu fragen: Wie bewegt man sich im Zwischenraum?

Kollektiv Kaorle, Ottakringer Straße 201, 1160

XENIA WAHL:

GARTENFREUNDE

Ich beschäftige mich in meinem Semesterprojekt mit einer Grauzone des Wohnens in Wien, den Schrebergärten. Die ursprüngliche Idee des Schrebergartens war die Selbstversorgung und zeitgleich sollte der Schrebergarten ein kostengünstiger Ort zum Abschalten für die ganze Familie sein. Ein Fleck im Grünen inmitten der Stadt ist heute begehrter denn je, aber auch schwer zu bekommen. Der ursprüngliche Gemeinschaftsgedanke wird jedoch oft von strengen Vorschriften über die Höhe von Hecken und Grashalmen überschattet, und die Idee einer aufgeteilten Grünfläche in der Stadt wirkt auf mich relativ exklusiv, die Stimmung eher separiert und kühl. Mir stellt sich die Frage: will man hier überhaupt gerne sein und Zeit verbringen? Will ich hier sein? Oder trügt der idyllische Schein? Unangenehmes Piepen von Ultraschall Tiervertreibern ist – für mich – über Gartenfluchten hinweg hörbar; in mehreren Städten werden mit dieser Taktik gezielt Jugendliche von öffentlichen Plätzen ferngehalten, was so gut funktioniert, da die Frequenz ab einem bestimmten Alter nicht mehr wahrnehmbar ist.

U-Bahn Bogen Ottakring, gegenüber Weinheimergasse 2, 1160

FRANCIS GRILL:

TRANS *FORMATIONS: IN-BE-TWEEN

Die Arbeit beschäftigt sich mit Transformationsprozessen – von menschlichen Körpern und Architektur. Die Entwicklung selbst als angestrebtes Ziel. Zwischenzustände als sehenswertes Ergebnis. Was macht einen Ort zu einem Zuhause? Welche Bedeutung hat die Frage nach dem Zuhause für das Verhältnis zum eigenen Körper und den eigenen Räumlichkeiten? Bodybuilding, Hausbauen, Unbuilding? Abgebildet ist meine Familie in meinem Haus am Land während dessen Renovierung. Gemeinsam erschaffen sie Formen mit ihren Körpern. Welche Rolle spielen Beziehungen bei der Entstehung eines Zuhauses? Das Shooting wurde mit meinen Freunden aus Wien wiederholt. Unterschiedliche Körper schaffen unterschiedliche Prozesse.

Atelier3 Kulturankerzentrum, Floridsdorfer Markt 9-14 12G, 1210

AMINE SABEUR:

RIDERS ON THE STORM

"Riders on the storm" is a reappraisal of class differences in terms of property. It points out the displacement of foreigners from public space as well as splendor that does not exist for anyone. Irony is defined as a paradoxical constellation, in this case the relationship of ownership – on the one hand a tracksuit, on the other extravagant furnishings. The origin of the meaning of tracksuits as revolt is situated in the Olympic Games in the summer of 1986, when two African-American athletes - Tommie Smith and John Carlos - performed the Black Power salute on the podium. Joanne Turney comments: "This firmly situated the tracksuit as the clothing of the competitor, both athletic and social, and thus was imbued with rebellion. The competitor may be hidden beneath the nylon, but he is still there, waiting to fight, to compete and perhaps to gain an element of recognition through actually ‘being seen’.” A challenge to conformism, which refers to the past through nostalgia and ignores current material inequalities. The title counteracts the permanence of the representative Art Deco interior with the nomadization of property, in which these expensive rooms never find an occupant. The actors appropriate the space and place themselves in a mediating position, a mediation in which the visibility of the subject becomes unavoidable.

Gebietsbetreuung Floridsdorf, Brünner Straße 34-38/8, R10, 1210

ADRIAN ASSEFA ADAM TALMON:

GEMEINSAM GEGEN VERDRÄNGUNG

Die Fotografien von Adrian Talmon zeigen Mieter*innen, die sich seit Jahren gegen eine mögliche Verdrängung wehren, in ihren Wohnungen. Der Fokus liegt dabei auf den Wohnsituationen und dem Leben in einem der Wiener Zinshäuser, die es noch zuhauf in der Stadt gibt. Viele Wiener Bezirke sind durch diese Gebäude aus der Gründerzeit geprägt, die zwischen etwa 1850 und 1918 erbaut wurden. Auch das Gebäude unweit der Wiedner Hauptstraße gehört dazu. Errichtet wurde es 1893. Über 120 Jahre später steht das Haus immer noch und ist bewohnt. Jedoch steht das Lokal im Erdgeschoss des Hauses leer, die Fassade ist schon lange nicht saniert worden. Problematisch ist vor allem der Zustand im Inneren. Blei im Wasser, eine abbröckelnde und beschmierte Fassade, kaputte Türen, regelmäßige Wasserrohrbrüche, Schimmel: Die Beschwerdeliste der Bewohner*innen ist lang. Laut den Langzeitmieter*innen gibt es dafür einen Grund, der im Wiener Spekulationsmarkt schon lange System hat: Der neue Besitzer und die zuständige Hausverwaltung kümmern sich schon seit Jahren nicht mehr um die Behebung der Mängel. Manche der Alt-Mieter*innen befürchten, dass sie durch dieses Nichtstun aus ihrem jahrelangen Zuhause verdrängt werden sollen. Anträge, das Haus in eine sogenannte Schutzzone aufzunehmen, laufen bislang ins Leere. Theoretisch sollten Gebäude in Schutzzonen besser gegen Abrisse geschützt sein. In der Praxis ist das aber oft nicht der Fall, denn das Wiener Baurecht ist so lückenhaft, dass sich Abrisse in Schutzzonen immer noch leicht durchsetzen lassen. Zwischen 2007 und 2019 wurden 392 gründerzeitlichen Zinshäuser abgerissen. Die aktuelle jährliche Tendenz ist steigend. Laut Angaben des Rechercheportals „Wienschauen“ wurden in Wien 2022 etwa 30 von 35 Abrissansuchen genehmigt. Einen positiven Nebeneffekt hat diese ganze Misere jedoch: Im gemeinsamen Kampf ist eine wunderbare Hausgemeinschaft entstanden.

Social Design Raum, Schleifgasse 11, 1210

GWEN META:

STILL STAND LEER STEHT STILL

Dieses Projekt beschäftigt sich mit Leerstand und Zwischennutzung am Beispiel meiner persönlichen Wohnerfahrungen. Ich wollte Haustüren fotografieren, Haustüren der Häuser, in denen ich gelebt habe. Die erste Haustür war offen und ich ging weiter zur Tür der Wohnung und schaute durch den Spion. Vor meinem Auge standen die Möbel meines Kinderzimmers. Es hat sich herausgestellt, dass die Wohnung leer steht, seitdem meine Familie gezwungen wurde, auszuziehen. Bei der nächsten Wohnung verlief die Geschichte ähnlich. Die Aufnahmen, die während meiner Besuche an diesen Orten entstanden sind, fügen sich zu dem Projekt STILL STAND LEER STEHT STILL zusammen. Es gibt viele leerstehende Immobilien. In meinem Umfeld ist es üblich, Orte zu finden, die nicht in erster Linie als Wohnort gedacht sind und sie zu einem Zuhause umzufunktionieren. Mir ist bewusst geworden, dass diese Art, einen Ort zu bewohnen, dazu führt, sich nicht nur für die gegenwärtige Geschichte eines Ortes zu interessieren. Man lebt einerseits in einem Raum, an dessen Strukturen man sich anpassen muss und kann sich andererseits sicher sein, dass er ganz anders aussehen wird, wenn man auszieht. Die Frage ist nur, wie viel Zeit vergeht, bis dieser Prozess beginnt. I took a picture of a lamp. I saw a picture of a lamp. Why does it hurt? Because it was a home. And it could have been one thirteen years longer.

Weisselgasse 15–17, 1210

NICO PISTEC:

REWILDING

noun / ˌriːˈwaɪl.dɪŋ / the process of protecting an environment and returning it to its natural state, for example by bringing back wild animals that used to live there Cambridge Dictionary, rewilding (4.4.2024)

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